Gedenken an Überfälle auf jüdische Menschen in Müncheberg
- offenesmol
- vor 2 Tagen
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Vor 92 Jahren wurden in Müncheberg und vielerorts hier in der Region jüdische Menschen und Orte angegriffen und bedroht. Am 9. November 2025 lud die Initiative Müncheberg ist bunt um 11 Uhr auf den Marktplatz Müncheberg zum Auftakt der Veranstaltungen zum Gedenken an diese antijüdischen Pogrome der Nationalsozialisten im Jahr 1938. 60 Menschen folgten der Einladung und gedachten gemeinsam dieses Tages und der damaligen Auswüchse des Rassismus und Antisemitismus auf dem Marktplatz.

Nach einleitenden Worten von Frank Hahnel und Jann Blodau sprach Bernd Pickert als einer vom zwei anwesenden Aktiven des Vereins „Geschichte hat Zukunft“ aus Neuendorf im Sande sowohl über die dortige ehrenamtliche Bildungs- und Gedenkarbeit als auch über Neuendorf als Ort jüdischer Geschichte. Die beiden haben die Auschwitzüberlebende und prominente Vertreterin der Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes – Bund der Antifaschistinnen und Antifaschisten (VVN-BdA e. V.) Esther Bejarano (hier im Konzert gemeinsam mit Microphone Mafia; zB ab min. 25:00) kennengelernt und interviewen dürfen. Ihre Berichte führten uns die Notwendigkeit der Erinnerung lebhaft vor Augen.
Esther Bejarano war als 16-Jährige auf dem Gutshof interniert worden. Sie musste in einem Blumenladen in Fürstenwalde Zwangsarbeit leisten, bis sie im April 1943 mit anderen jüdischen Jugendlichen von Neuendorf aus zunächst nach Berlin in die Große Hamburger Straße und von dort aus mit dem „37. Osttransport“ in das Konzentrations- und Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau deportiert wurde. 96-jährig, kurz vor ihrem Tod, gab Bejarano 2021 ihr letztes Konzert in Neuendorf.
Bevor das Gut Neuendorf zur Zwangsarbeit genutzt wurde, bereiteten sich dort jüdische Menschen auf die Ausreise aus Deutschland vor und erlernten dafür die Landwirtschaft. Die Ausreise gelang nach dem 9.11.1938 keinem der Menschen mehr, die an diesem Tag für eine Woche im Gutshaus eingesperrt wurden, bevor sie deportiert wurden - und auch niemandem der oder die später am Gutshof arbeiten musste.
Esthers Botschaft begleitete uns auch weiterhin: "Wenn andere - z.B. der Staat - uns nicht schützt, müssen wir das selbst tun." - damit erinnert sie uns alle daran, uns bei "gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit" einzumischen und uns schützend vor alle Mitmenschen zu stellen. Beim anschließenden Brunch in der Café-Bar Thälmanns mit syrisch-arabischem Frühstück wärmten sich zahlreiche Besuchende der Veranstaltung auf und tauschten sich in intensiven Gesprächen zum historisch-politischen Anlass der Veranstaltung aus. Ein wichtiges gemeinschaftsstiftendes Format in einer Zeit, in der Hass und Hetze versuchen, Zwietracht zu säen.


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